How are ya!
Nachdem Steffen und ich uns am Flughafen getroffen hatten, quartierten wir uns fuer 2 Naechte im Hobart Hostel ein. Echt empfehlenswerter Schuppen mit portugiesischem Besitzer und sauberer Kueche und v.a. freiem Internet. Zum Wiedersehen ging's nach dem Einkauf fuer's Abendessen erst einmal in die Kneipe am Hafen in der Naehe vom Salamanca Place. Es gab viel von Australien zu erzaehlen, ebenso mussten wir die naechsten Tage planen, v.a. mussten wir uns das passende Gear fuer einen Hike durch alpines Gelaende anschaffen. Lange Unterhosen statt Surfshorts, Boots statt thongs. Eine vollkommene Umstellung fuer mich. Wir waren ja beide eher mit Strand- und Surfsachen bisher unterwegs. Daher sahen Steffen und ich uns am naechsten Tag in verschiedenen Outdoorlaeden um, besorgten uns einen Fleeceschlafsack, Isomatten, Stove und entsprechende Klamotten. Gott sei Dank konnten wir uns einiges ausleihen, unser Gewicht bei den Gepaeckstuecken ist doch schon etwas hoch. Wir besorgten uns ein Busticket, das uns von Hobart ueber Launceston und Devonport zum Start des Hikes am Cradle Mountain Visitor Centre bringen sollte. Den Track mussten wir online buchen, pro Tag werden nur 60 Personen auf den Track gelassen. Zufaellig fand Steffen zwei Schiffe der Umweltorganisation Sea Shepherd im Hafen von Hobart, die kurz davor waren, in die Antarktis zu reisen, um gegen die japanischen Walfaenger zu "kaempfen". Als zufaellige Begleiterscheinung spazierte eine Darstellerin von Avatar (Michelle Rodriguez) an uns vorbei, die diese Organisation unterstuetzt. Da blieb mein Mund fuer kurze Zeit nur noch offen - awesome!
Am Freitag fuhren Steffen und ich mit dem Bus nach Launceston, wo wir im Arthouse eincheckten. Dort lernten wir Jared kennen, eine Tasmanier, der ebenfalls den Overland laufen wollte. Einkaufen, Essen gehen und frueh schlafen gehen, das war's. Wiedermal muss ich sagen, ich lern hier unten so schnell so viele verschiedene Leute kennen, die die gleichen Interessen haben. Und die sind ebenso rasch aufgeschlossen, neugierig und interessiert an Neuem. Find ich richtig geil! Man hat sich vorher noch nie gesehen, aber es funktioniert. Daheim hab ich nicht so viele Leute, mit aehnlichem Wesen und Denken.
Samstag ging es weiter nach Devonport, wo wir im Gingerbread Hostel - mit coolem Ambiente und nettem Restaurant mit deutschem Koch - uns fuer zwei Tage unterbrachten. Die zwei Tage nutzten Steffen und ich vor allem, unseren Backpacks so zu packen, dass wir sie fuer 7 Tage tragen konnten und v.a. kauften wir Lebensmittel. Anyway -als wir so mit unseren schweren Einkaufstaschen am Leuchtturm von Devonport sassen und gerade zuruecklaufen wollten, hat uns eine Dame angeboten, ob sie uns einen Lift geben soll - einfach so. Und sie hat uns tatsaechlich bis vor's Hostel gefahren. Das passiert dir in Deutschland nicht!
Am Montag fuhr uns dann der Bus von Tassie-Link zum Startpunkt des Overland Tracks. Der Track fuehrt ueber knapp 70 Kilometer von Cradle Mountain zum Lake St. Claire. Man muss alles, was man braucht mitnehmen und tragen. Es darf kein Muell zurueckgelassen werden, Strom und Warmwasser gibt es eh nicht, getrunken wird das Wasser aus den Seen oder Creeks. In einfachen Huts schlaeft man auf Holzpritschen, gekocht wird auf einem Gaskocher oder Stove, alles etwas anders, als im "normalen" Leben. Unser Problem war aber vor allem - keiner hatte jemals vorher so etwas gemacht. Ich wusste nicht wie es ist mit einem ca. 20 Kilo schwerem Rucksack und kleinem Esky mit den Sandwichen die Berge hoch zu steigen, wie kalt es nachts werden kann in Tasmanien und ob die Belastung hoch ist oder nicht. Es wurde aber alles schlimmer als ich gedacht hatte. So hart hatte ich es mir nicht vorgestellt. Hab ja auch die letzten Wochen nur getaucht und relaxt - und dann kommt so was!
Montag Nachmittag ging es los, unsere erste Etappe fuehrte vom Cradle Valley zum Waterfall Hut. Insgesamt knapp 10 Kilometer, ein Klacks dachte ich - von wegen. Ich musste mit dem vollem Rucksack fast 400 Hoehenmeter ueberwinden, es ging nur bergauf. Schon zur Haelfte war ich sowas von kaputt, an einem Stueck ging es nur mit dem Griff an eine Kette weiter hinauf. Steffen bestieg sogar noch den Cradle Mountain, ich war da schon voellig am Ende und lief die restlichen 2 Stunden alleine zum Hut. Dort angekommen, informierten mich die Ranger, wie man sich hier zu verhalten hat. Komposttoilette, Kochen mit Gas und wo es frisches Wasser gibt. Ich waehlte das alte Hut, weil da noch niemand drin war. Das war ein riesengrosser Fehler, wir froren nachts jaemmerlich. Die duennen Fleeceschlafsaecke waren nichts, meine Matratze verlor Luft und die Innentemperatur wurde nicht von den Koerperausduenstungen andere Wanderer aufgeheizt. Man glaubt gar nicht, wie sehr man es schaetzt, wenn andere durch ihren Koerper und durch das Aufhalten in einem Raum, fuer angenehme Temperaturen sorgen. Den Gestank bemerkt man gar nicht mehr. Zum Schlafen zogen wir wirklich alles an, was wir hatten, teilweise dreilagig!
Am naechsten Tag liefen wir zusammen mit Miles (Kanadier aus Toronto) und seiner Freundin Kate (Canberra) den naechsten Abschnitt zum Windermere Hut. Insgesamt nur 7 Kilometer, absolut ertraeglich, aber ich schimpfte immer noch wegen meinem Rucksack, der einfach nicht richtig sass. Wir liefen zum Teil durch Moore, ueber Waldwege, steinige Anstiege, Pinienwaelder und ueber sagenhafte Creeks. Die Natur war wunderschoen, nur geplagt hatte ich mich schon lange nicht mehr. Und aufgeben ging ja auch nicht, war ja weit und breit kein Bus, der einen abholt. Da musste ich jetzt durch.
Ab dem 3. Tag wurde es besser, irgendwie passte sich mein Ruecken den Strapazen an, ich spuerte den Backpack kaum mehr und so konnte ich die lange Etappe ueber 14, 2 km zum Pelion Hut gut meistern. Wie jeden Abend wurde mit anderen Wanderen gequatscht, es wurde Tomatensuppe oder aehnliches in Pulverform gekocht und um 20 Uhr war Bettruhe.
Am 4. Tag ging es zwar nur ueber 8,2 km zum Kia Ora Hut, aber dafuer hatte es der morgendliche Anstieg zum Pelion Gap in sich. Stetiger steiler Anstieg ueber 4km (wiederum knapp 400 Hoehenmeter), was bei mir wiederum heftige Flueche und Schimpfwoerter hervorbrachte. Ausserdem hatten wir an diesem Tag das erste Mal schlechtes Wetter. Steffen und Jared wollten noch den Mt. Doris besteigen, aber dort war es so kalt und regnerisch, dass wir wieder umdrehen mussten. Unten am Gap angekommen, musste ich feststellen dass Currawongs (rabenaehnliche Bestien) meine Essenstasche aufgemacht hatten und eine "lebenswichtige" Schokolade gemopst hatten. Die Mistviecher koennen alles oeffnen, wie die Possums auch. Ich hatte die Schnauze gestrichen voll, so dass ich im schnellsten Tempo nur noch den Track beenden wollte. Schon um 1 nachmittags war ich am Hut und waere am liebsten zum naechsten Hut weitergerannt. Aber Steffen traf die richtige Entscheidung, hier bleiben und ausruhen. Denn es fing richtig an zu schuetten.
Am 5. Tag liefen wir wiederum mit Jared an die 18 Kilometer gleich bis zum Narcissus Hut, am Windy Ridge Hut liessen wir Jared zurueck, der sichtlich geschafft war. Rucksack ueber 20 Kg und dazu noch Huehneraugen an den Fuessen, der muss richtig Schmerzen gehabt haben.
Der Tag war wiederum Gold fuer mich, ich war erstaunt wie viel man laufen kann, wenn man es will und v.a. auch die Ausruestung passt. Am 6. Tag (Samstag) brachten wir den Track zu Ende, ein kurzes Stueck ueber 2 Stunden fuehrte uns zum Echo Point, wo uns eine Faehre zum Visitor Centre am Lake St. Clair (in die Civilization) zurueckbrachte.
Der Overland Track war eine tolle Erfahrung, auch wenn ich mich schon lange nicht mehr so geplagt habe wie in den letzten 6 Tagen. Das Gefuehl der Natur ausgeliefert zu sein und nicht aufgeben zu koennen hat mich am Anfang richtig geschafft. Die Strapazen waren eben sehr hoch, Steffen musste sich etliche Schimpftiraden von mir anhoeren. Aber er hatte Geduld und hat mich sozusagen mit durchgezogen - er immer vorne weg, ich hinten an den Fersen dran und nur nicht aufgeben. Die Plackerei hat sich aber gelohnt: Tasmanien hat eine tolle Natur, tiefblaue Seen, richtig alpines Gelaende - zum Teil noch mit Schnee -, morastige Wege, eine Gegend, die noch so unberuehrt und sauber ist wie vor 100 Jahren. Unglaubig schoen waren auch die D'Alton -, Fergusson- und Hartnett - Waterfalls.
Aber man muss gut vorbereitet sein und schon zaeh sein.
Seit Samstag sind wir nun wieder in Hobart, ich hab mich mal wieder duschen und rasieren koennen, die Klamotten wurden komplett gereinigt und es gab einmal wieder was Vernuenftiges zum Essen - kein Pulverfutter mehr.
Wie es der Zufall will, hat uns der portugiesische Herbergsvater ein Doppelzimmer fuer 2 Tage zum Preis fuer ein Dormbett gegeben, einfach weil wir schon mal da waren.Immer wieder Herzlichkeiten, mit denen man nicht rechnet.
Ab Monatg fahren wir Richtung Wineglass Bay, Dienstag Abend gehen wir nochmal mit Jared weg und Mittwoch geht es nach Melbourne! Ob ich nochmal so einen Track mache, weiss ich nicht, aber wenn dann, besser vorbereitet und ausgeruestet.
Bis bald
Armin
1 Kommentar:
Deine Schinderei ist mein persönliches Highlight in diesem Blog!
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